Stadt muss mehr mit ihren liebenswerten Pfunden wuchern

„Das Ende von West IV ist keine Katastrophe, sondern eine Chance für Weiden.“ In dieser Einschätzung sind sich der BBH-Geschäftsführer Gerhard Bauer und die Stadträte von Grün.Bunt.Weiden einig, wie bei einem Firmenbesuch deutlich wird.

Karl Bärnklau, Laura Weber und Ali Zant zeigen sich beeindruckt nach einem Rundgang durch die Produktion in der Böttgerstraße. Im Gespräch mit dem Geschäftsführer geht es in erster Linie um die Kriterien, die eine Stadt erfüllen muss, will sie für ein Unternehmen attraktiv sein. 

Weiche Faktoren zunehmend wichtig

„Was ist für Sie aus Unternehmenssicht wichtig, wenn es um die Standortwahl geht?“, fragt der Sprecher der Ausschussgemeinschaft, Karl Bärnklau.

„Die Arbeitswelt hat sich geändert, sie ist kopflastiger geworden“, sagt Bauer, „das heißt, Anspruch und Anzahl höher qualifizierter Arbeitsplätze in den Unternehmen sind stetig gewachsen und die müssen besetzt werden.“  In Konsequenz sind Grundlage der Entscheidung für einen bestimmten Standort den Worten Bauers zufolge neben geeigneten Gewerbeflächen heute vor allem weiche Faktoren. Es gelte qualifizierte Mitarbeiter für den Standort Weiden zu gewinnen und zu halten. Eine Region müsse hier im Wettbewerb mit anderen konkurrieren können, ausgebildete Nachwuchskräfte müssten in der Region gehalten und neue gewonnen werden.

Lebensgefühl der Innenstadt erhalten

Bauer nennt hierfür Faktoren wie die Bildungsmöglichkeiten vor Ort, aber auch das Freizeit- und Kulturangebot für Jugendliche und Erwachsene; die Stadt Weiden sei hier durchaus gefordert, frühere Veranstaltungen wie Konzerte im Stadtbad, das Zelt, die Literaturtage oder die Veranstaltungen der Kleinen Bühne waren positive Beispiele, die leider verloren gegangen seien und durch keine vergleichbaren ersetzt wurden. Das „Lebensgefühl der Innenstadt“ werde auch von Besuchern als sehr positiv registriert, es müsse unbedingt beibehalten und weiterentwickelt werden. Mit einer lebendigen, lebenswerten Stadt – gelegen in attraktiver, weitestgehend heiler Natur – könne geworben werden und dies sei eher Garant für nachhaltigen wirtschaftlichen Zuwachs und Gewerbesteueraufkommen.

„Einfach nur auf die Erschließung von Gewerbeflächen zu setzen, greift heute zu kurz, dies steht zu sehr im Wettbewerb mit Regionen, die über hohe Fördermöglichkeiten verfügen wie z.B. die Lausitz, weiche Faktoren zählen mehr.“ Im Übrigen müsse auch über ein engeres Miteinander von Stadt und Land nachgedacht werden. Anstatt Aufgaben parallel doppelt zu erledigen, lägen in einem Zusammenschluss erhebliche Synergien, die zum gemeinsamen Vorteil werden könnten.

Stadt muss kreativer sein

Um wirtschaftlichen Erfolg zu erzielen, brauche die Stadt eine Vision, mit der sich Unternehmen, Mitarbeiter und Bürger identifizieren könnten. Das Umsetzen von gesetzlichen Vorgaben im Sinne einer guten Verwaltung reiche bei weitem nicht aus. Vielmehr müsse die Stadt kreativer sein und sich auf ihr Erfolgsrezept besinnen, wonach sie durch Förderung der regionalen Wirtschaft Unternehmen und Branchen in der Region gehalten und von deren Neuausrichtung und Wachstum profitiert habe, so Bauer. 

Lob für Arbeit des Ausländeramtes

Die Wohnsituation und die allgemeinen Lebenshaltungskosten bezeichnet Bauer als im Vergleich zu anderen Städten durchaus akzeptabel, ja hervorzuheben. Er lobt auch die Unterstützung des Ausländeramtes im Zusammenhang mit der Arbeitsmigration hochqualifizierter Fachkräfte. Bei BBH kommen mehr als 50 Prozent der in der Entwicklung Beschäftigten nicht aus der Region, viele haben Migrationshintergrund, Englisch ist häufig selbstverständliche Arbeitssprache. Die Bildungsmöglichkeiten von der Qualifizierung in MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) bis hin zur OTH bezeichnet Bauer als Erfolgsfaktor der Region.

BBH besteht aus zwei Unternehmen: BBH Products entwickelt und fertigt hochspezialisierte, sicherheitsrelevante Baugruppen, zum Beispiel für Roboter, Werkzeugmaschinen, Fertigungs- und Montageeinrichtungen, sowohl für Endkunden z. B. aus dem Automobilsektor (u.a. Porsche, Volkswagen, Tesla) als auch für namhafte Industriekunden (u.a. SEW, Panasonic, Schmersal). 

BBH Systems entwickelt und liefert von der Steuerung bis zur kompletten Bühnentechnik die Ausrüstung für Theater und Opern. Zu den Kunden zählen große renommierte Bühnen weltweit.  

„Spitzentechnologie Made in Weiden“

Das Know-how der beiden Unternehmen umfasst die komplette Wertschöpfungskette von der Entwicklung elektronischer Schaltungen, Software-Erstellung, mechanischem Engineering bis hin zur Fertigung und Montage. Die Stadträte zeigen sich begeistert von dieser „Spitzentechnologie Made in Weiden für die Welt“ (Bärnklau).

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