„Klimaschädliches Hobby“, das Anwohnern den Garten verleidet

Karin Rittner (rechts) schildert, welche Umstände zur Gründung der Bürgerinitiative geführt haben; sie beschreibt, was die Anwohner des Flugplatzes bisher erdulden. Mit im Bild Christian Rittner (2.v.r.) und Hans Babl (3.v.r.), die Vorsitzenden der BI, und die Grünen-Abgeordneten Anna Schwamberger (5.v.r.), Johannes Becher (5.v.l.) und Jürgen Mistol (4.v.l.).

Der Saal im Frauenrichter Gasthaus Durber ist voll besetzt. Wer noch nicht Mitglied der Bürgerinitiative (BI) „Fluglärm Weiden“ ist, wird es an diesem Abend. Die Zahl der Mitglieder steigt damit auf um die 100.

Um den Lärm, um ihre Sicherheit und um die öffentliche Finanzierung des Luftlandeplatzes geht es den Initiatoren der BI, sagt Karin Rittner. Von etwas mehr als 7000 Flugbewegungen 2015 sei deren Zahl im vergangenen Jahr auf etwa 26.000 gestiegen, das sind rein rechnerisch um die 70 Starts und Landungen jeden Tag. Da in der Regel nur bei gutem Wetter geflogen wird, „kann man sich vorstellen, was an einem sonnigen Tag los ist“, so Rittner. Und das von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.

Vervierfachung der Flugbewegungen seit 2015

Die Vervierfachung der Flugbewegungen in den vergangenen fünf Jahren sei ausschließlich auf die seit 2019 bestehende private Flugschule zurückzuführen, denn es gehe nur um Flüge von Ultraleichtflugzeugen. Karin Rittner spricht von einem „klimaschädlichen, öffentlich geförderten Hobby“, das den Anwohnern die Erholung im eigenen Garten zunehmend unmöglich mache. Ein Anwohner sagt: „Das Problem ist erst in den letzten zwei Jahren entstanden, wir waren ja bisher immer tolerant, leben und leben lassen.“ Mit einem Niveau der Flugbewegungen vor Ansiedlung der Flugschule könne man jederzeit leben.

Zum Lärm kommt die Sorge um die eigene Sicherheit, denn die Zahl der Überflüge steigt zwangsläufig und wegen der Flugschule sitzen vielfach unerfahrene Anfänger in den Ultraleichtfliegern. „Unsere Angst vor Abstürzen steigt“, sagt Karin Rittner und erinnert an die jüngsten Ereignisse Ende August, bei denen ein Pilot ums Leben kam.

Ärgerlich: Öffentliche Förderung des Defizit-Betriebs

Was die Anwohner, die sich nun in einer BI zusammengeschlossen haben, auch sehr ärgert, ist die Bezuschussung des Luftlandeplatzes durch die Stadt Weiden mit jährlich 100.000 Euro. Der Flugplatz sei seit seinem Bestehen ein defizitärer Betrieb, der selbst mit jetzt 26.000 Flugbewegungen nicht rentabel sei.

Die BI fordert:

  • Den Betrieb des Flugplatzes unter den bisherigen Bedingungen grundsätzlich in Frage zu stellen
  • Eine Einschränkung des Flugbetriebs und die Umsetzung der Luftlandeplatz-Lärmschutzverordnung
  • Die Streichung von Schulungsflügen an Sonn- und Feiertagen
  • Die verbindliche Einhaltung der Platzrunde oder eine Verlegung derselben

3. Juni 2021: 152 Starts und Landungen

Christian Rittner beschreibt einen Tag, an dem seine Familie im Garten die Flugbewegungen gezählt hat. Demnach ging es am 3. Juni 2021 um 8.46 Uhr los und endete um 20.55 Uhr. Die Rittners zählen an diesem Tag 152 Starts. Es gab drei Pausen von jeweils 30 Minuten.

Karin wie auch Christian Rittner betonen mehrfach, dass es nicht um den Rettungshubschrauber geht. Dieser sei allerdings ohnehin nicht auf den Flugplatz angewiesen, habe seine eigene Tankstelle, sein eigenes Gebäude, sei somit vollkommen autark.

Zur Gründung der Bürgerinitiative haben sich die lärmgeplagten Anwohner entschlossen, weil sie eigenem Bekunden nach bisher kein Gehör gefunden haben: nicht bei der Stadt, nicht beim Luftamt Nordbayern. Umso erfreuter sei man gewesen, so sagt Rittner, als die Stadtratsfraktion der SPD und die Ausschussgemeinschaft Grün.Bunt.Weiden sich mit einem gemeinsamen Antrag an den Stadtrat des Themas angenommen hätten. Dasselbe gelte für den Vorschlag Bürgermeister Lothar Höhers zu einem Runden Tisch. Endlich werde man auf Augenhöhe wahrgenommen und nicht mehr wie bisher als vereinzelte Nörgler abgetan.

MdL Becher: An vielen Stellen dauerhaft bohren

MdL Johannes Becher von Bündnis 90/Die Grünen rät der Versammlung, weiterhin an vielen Stellen dauerhaft zu bohren. Stadträtin Laura Weber sagt, entscheidend sei, dass der Flugbetrieb keinesfalls noch ausgeweitet werde. Der Sprecher der Ausschussgemeinschaft Grün.Bunt.Weiden, Karl Bärnklau, stellt die Frage nach einer möglichen Abstufung des Luftlandeplatzes in den Raum.

Die Vorstandschaft der vorerst noch informellen Bürgerinitiative setzt sich folgendermaßen zusammen:

  • Christian Rittner, Vorsitzender
  • Hans Babl, Stellvertreter
  • Karin Rittner, Schriftführerin

Dazu kommen als Beisitzer Josef Luber, Günther Sparrer (ÖDP), Peter Hägler und Norbert Tannhäuser.

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