Aufbruchstimmung und Begeisterung

Fabian Puckschamel war unser Delegierter bei der Bundesdelegiertenkonferenz in Wiesbaden. Er hat eine Aufbruchstimmung erlebt, „die fast greifbar war“. Fotos: Bündnis 90/Die Grünen

Unser Vorstandsmitglied Fabian Puckschamel war zum ersten Mal als Delegierter bei der Bundesdelegiertenkonferenz (bei den Grünen der Bundesparteitag) in Wiesbaden. Er schildert uns mit großer Begeisterung seine Eindrücke. 

„Was soll ich sagen: Das war eine Erfahrung, die ich nicht so schnell vergessen werde! Drei Tage voller Politik, Emotionen und einer Aufbruchstimmung, die fast greifbar war. Mit einer Mischung aus Vorfreude und einer gewissen Anspannung bin ich in der Früh in den Zug gestiegen. Mir war klar, dass dieser Parteitag nicht nur die Zukunft unserer Partei nachhaltig prägen würde, sondern auch den Impuls für die nächsten drei Monate bis zur Bundestagswahl 2025 angeben würde. 

Entschlossenheit und Hoffnung

Schon beim Betreten des großen Saales spürte ich eine seltene Mischung aus Aufbruchstimmung und Entschlossenheit – und Hoffnung der Delegierten, auch wenn auf den Gängen hinter vorgehaltener Hand immer wieder über die schwierigen Landtagswahlen im Osten und die zerbrochene Koalition diskutiert wurde. Die Halle war mit insgesamt 3000 Menschen, davon 800 Delegierte aus der ganzen Republik, bis auf den letzten Platz besetzt. Ich durfte bei den Parteikolleg:innen aus Bayern Platz nehmen, wo ich herzlich von Delegierten aus Oberfranken und Niederbayern aufgenommen wurde. Mein linker Sitznachbar war ein pensionierter Physiker, meine rechte Sitznachbarin eine Lehramtsstudentin. Wie ich finde, ein perfektes Umfeld für drei Tage intensiver Diskussionen. 

Starke emotionale Momente am ersten Tag

Der erste Tag war geprägt von starken emotionalen Momenten. Die Abschiedsreden von Lang, Nouripour und der politischen Geschäftsführerin Emily Büning gingen vielen nahe. Es wurde deutlich, dass die Grünen einen neuen Abschnitt beginnen, aber der Abschied von der alten Führung war auch ein Zeichen der Erneuerung und des Zusammenwachsens der Partei. Die Laudatio auf Omid Nouripour hielt Wolfgang Ischinger, ehemaliger Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz. 

Tag zwei des Grünen Parteitags: Die Stimmung ist elektrisierend. Zwischen den großen politischen Reden und den vielen kleinen Begegnungen ist überall zu spüren, dass hier nicht nur Politik gemacht wird, sondern echte Leidenschaft lebt. Besonders Franziska Brantner und Felix Banaszak haben heute gezeigt, wie sehr sie für die Sache brennen.

„Fehlender Klimaschutz ist Wohlstandsverwehrung“

Franziska Brantner war schlicht beeindruckend. Ihre Rede begann mit einer klaren Botschaft: „Fehlender Klimaschutz ist Wohlstandsverwehrung.“ Das saß – und es wurde schnell klar, dass sie nicht nur mahnt, sondern auch Lösungsansätze liefert. Besonders hervorzuheben war ihr Appell zu mehr Vertrauen: Vertrauen in Innovationen, Vertrauen in kluge Köpfe, die nachhaltigen Wohlstand schaffen können.

Was sie für mich so beeindruckend macht, ist die Verbindung von Humor, Ernsthaftigkeit und einem echten europäischen Blick. Ihre Betonung der deutsch-französischen Beziehungen als Saarländerin und ihre klare Ansage an Putin („Wir sind unabhängig von deinem Gas!“) zeigen, dass sie nicht nur Lösungen für alltägliche Probleme wie die steigenden Lebenshaltungskosten anbieten will, sondern auch bereit ist, die großen europäischen und geopolitischen Fragen anzugehen.

Felix: Leidenschaftlich und entschlossen

Felix Banaszak auf der Bühne – das war Energie pur. „Herzlich willkommen, in einer neuen Zeit„, leitete er seine Bewerbungsrede ein. „Wir sind so viele wie noch nie, und wir sind so am Start.“ Sein Thema: der dringend notwendige Strukturwandel. Mitreißend sprach er vom Aufbruch in der Infrastruktur und nannte Beispiele, die alle erreichen: sanierte Schulen, funktionierende Hallenbäder – Dinge, die den Alltag von Familien verbessern. „Damit alle Kinder die gleichen Freiheiten haben, die für uns selbstverständlich sind“, rief er den Delegierten zu. 

Ein besonderer Moment war sein Appell zu mehr Mut: „Wir haben nichts zu verlieren außer unsere Angst!“ (Rio Reiser) Seine Überzeugung, dass Angst nicht mit Statistiken bekämpft werden kann, sondern mit Empathie, traf den Kern: „Seien wir ein Hoffnungsort für alle, die glauben, dass es besser werden kann.“

Auch sein Blick auf den Wahlkampf sorgte für Schmunzeln im Saal: „Werden meine Augenringe am 23. Februar in meinen Kniekehlen hängen? Davon ist auszugehen!“ Er ist bereit, einen harten und kalten Wahlkampf zu führen. Ich verfolge Felix‘ Reden im Bundestag regelmäßig. Mit jeder Rede spricht er mir aus dem Herzen. Als studierter Jurist schafft er es, wie ich finde, politisch aufgeheizte Debatten wieder auf den Boden des Grundgesetzes und des BGB zu bringen. 

Kurzes Interview für das ARD-Politmagazin „Kontraste“

Zwischen den Reden hatte ich Begegnungen, die mich noch lange begleiten werden. Ein kurzer Plausch mit Robert – entspannt wie immer, trotz der Verantwortung, die auf seinen Schultern lastet. Ein Moment mit Luisa Neubauer, eine herzliche Umarmung.  Und dann der Höhepunkt: ein kleines Interview für das ARD-Politmagazin „Kontraste“ für eine Reportage über die Partei.  Zum Abschluss des Tages soll ich noch eine kurze Einschätzung des neuen Bundesvorstandes für den Bayerischen Rundfunk geben. Kamera läuft, Meinung steht.

Habeck: „Ich will jetzt nicht kneifen“

Bei der Vorstellung von Robert als Spitzenkandidat hat man förmlich gespürt, wie sich die ganze Partei hinter ihm versammelt hat. Und ich muss sagen, als er das Wort ergriff, war die Stimmung fast elektrisierend. „Keiner kann im Sturm das Ruder so herumreißen wie Robert Habeck und gleichzeitig bei Rückenwind die Segel richtig setzen“, wie Anna Lena es formulierte. „Ich will jetzt nicht kneifen“, sagte er, und das war der Moment, in dem der ganze Saal richtig mitging. Wie sehr ihm der Frieden in der Ukraine am Herzen liegt, zeigte die Empathie und das Verständnis, mit denen Robert auf die Rede der ukrainischen Schriftstellerin Kateryna Mischtschenko einging. 

Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass Robert bei der Formulierung seines Angebotes an die Menschen in Deutschland keine leeren Versprechungen gemacht hat, sondern dies Ausdruck einer tiefen Überzeugung war. In seiner Bewerbungsrede räumte Robert ein, dass das umstrittene Gebäudeenergiegesetz „wie ein Damoklesschwert“ über dem Wahlkampf schwebe.  Dass er sich dazu bekannte, war ein starkes Signal. Aber nicht nur das: Robert sprach auch über seine Vision für die Zukunft – ein Deutschland, das endlich in die Infrastruktur investiert, das den Klimaschutz vorantreibt, aber auch diejenigen nicht im Stich lässt, die sich teure Energiekosten nicht leisten können. 

Harter Weg bis zur Wahl

Robert ist jemand, dem die Menschen zutrauen, das Land mit klaren Ideen und einem klaren Kurs zu führen. Trotzdem – und das darf man nicht unterschätzen – war allen klar, dass es ein harter Weg bis zur Wahl wird. Der Gegenwind, vor allem im Osten, wird nicht leicht sein.
Es war wirklich beeindruckend zu sehen, wie groß der Rückhalt für Robert in der Partei ist. Die 96 Prozent Zuspruch sprechen zwar für sich, aber viel wichtiger ist, was die Menschen außerhalb der BDK über Robert und die neue Parteispitze denken.

Seit dem Ampel-Aus über 13.000 neue Mitglieder

Bis heute sind seit dem Bruch der Ampel über 13.000 neue Mitglieder in Deutschland zu uns gestoßen. Alleine während der BDK waren es über 2000. Mit welchem Gefühl verlasse ich die Bundesdelegiertenkonferenz? Aufbruchstimmung und Begeisterung! Die Menschen in Deutschland haben ein Recht darauf, Alternativen zu den nur pessimistischen Erzählungen zu bekommen. Wir sind NEU.STARK und gehen die Herausforderungen an.

Wir haben uns auf den Wahlkampf eingeschworen und sind bereit, die großen Themen anzupacken: Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit, Modernisierung der Infrastruktur, Chancengleichheit und geopolitische Herausforderungen. Ich denke, wenn wir jetzt unsere Vorstellungen von nachhaltigem und grünem Wohlstand auf die Straße bringen und ein konkretes Gegenangebot zu den plumpen Deregulierungsforderungen formulieren, dann können wir die Menschen von unseren Inhalten überzeugen. Sicher ist, dass die Herausforderungen für uns und unsere Partei noch nie so groß waren wie heute, aber sicher ist auch, dass wir nach den letzten Krisen mit einer noch nie dagewesenen Resilienz in die Zukunft starten.  

Für mich als Delegierten war der Parteitag eine unglaubliche Erfahrung – und ich fahre mit dem festen Gefühl nach Hause, dass wir bereit sind für den Wahlkampf. Wir haben eine klare Vision und viel Energie, mit der wir in den Wahlkampf gehen werden.“

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